Freitag, 2. November 2012

Teil zwei von drei (der dritte wird wohl etwas auf sich warten lassen, da ich zu 1 und 2 bereits Stichpunkte etc. hatte gingen sie recht fix.)

Du

Es klingelt und ich wache auf. Der Platz neben mir im Bett ist leer, wie schon in der letzten Nacht. Du bist nicht da. Schlaftrunken gehe ich zum Telefon. Eine Stimme spricht. Ich kenne sie. „Hey, alles klar bei dir? Ich hab es gerade erst gehört, schöne Scheiße.“ Das Gespräch geht weiter. Ich höre nicht wirklich zu. Irgendwann ist es zu ende. „Machs gut, lass den Kopf nicht hängen und wenn was ist ruf an, ok?“ spricht die Stimme zum Schluss. „Hm... ok.“ antworte ich gedankenverloren und lege auf.
Ich gehe zurück ins Bett. Versuche weiter zu schlafen, versuche das der Tag vorüber geht. Doch es geht nicht mehr. Ich wälze mich hin und her. Denke an dies und das. An dein Lachen. An deine Augen. An die gemeinsamen Momente. Hier kann ich nicht bleiben, ich muss raus. Ich ziehe mich an und stürme aus der Wohnung. Einfach nur raus. Der kalte Wind schlägt mir entgegen. Der Regen brennt auf meiner Haut. Ich laufe durch die Straßen. Sehe viele Leute, doch kenne niemanden. Alles ist grau. Es regnet immer stärker.
Plötzlich sehe ich dich. Dein langes blondes Haar. Deine zartroten Lippen. Deine wunderschönen blauen Augen leuchten hell auf. Doch du siehst etwas blass aus. Eine Menschenmenge schiebt sich zwischen uns. Dann bist du weg. Ich suche dich. Laufe schneller durch die Stadt. Ich renne. Irgendwo musst du sein. Ich komme zu Plätzen, an denen wir oft waren. Der Chinese. Das Einkaufscenter. Das Kino. Die alte Wohnung. Die Fußgängerzone. Doch du fehlst.
Dann ist es mir plötzlich, als wärst du ganz in meiner Nähe. Ich drehe mich um – nichts. Um mich herum nur Fremde.
Dann deine Stimme nah an meinem Ohr. Ich wirble herum, versuche dich zu greifen – nichts.
Ziellos laufe ich weiter. Halte nach dir Ausschau. Ich weiß aber irgendwie, dass ich dich nicht wiederfinden werde.
Dann stehe ich wieder vor unserer Wohnung. Ich schließe die Tür auf. Im Briefkasten ist wieder mal ein Bündel Briefe. Weißes Papier mit feiner schwarzer Schrift. Ich schmeiße sie auf den Stapel mit den zahllosen anderen, die in den letzten Tagen schon ankamen.
Wieder klingelt das Telephon, doch ich geh nicht ran. Ich kann jetzt nicht sprechen. Im Wohnzimmer stehen unsere gemeinsamen Bilder. Viele gemeinsame Erinnerungen. Noch vor einer Woche waren wir gemeinsam unterwegs und nun? Ich leg mich aufs Bett. Einfach nur schlafen und die Zeit rum bekommen. Mitten in der Nacht werde ich wach. Regen prasselt an die Scheiben. Der Platz neben mir ist immer noch leer. Deine Decke liegt immer noch genauso zerwühlt da wie die letzten Tage. Ich stehe auf - schlafen ist nicht mehr möglich. Im Wohnzimmer setze ich mich auf unser Sofa. Wir haben es damals gemeinsam ausgesucht. Du wolltest unbedingt ein echtes Ledersofa. Ich setze mich. Unser Fotoalbum liegt noch auf dem kleinen Tisch. Ich hab es in den letzten Tagen so oft angeschaut. Wieder greife ich danach. Ich blätter darin herum. Bilder vom gemeinsamen Urlaub. Eine Familienfeier. Bilder mit deinen Eltern drauf. Unsere Hochzeitsbilder. Meine Sicht trübt sich. Langsam wird es hell draußen. Ich gehe in die Küche. Ich brauche einen Tee. Am Kalender steht für heute etwas. Wichtig!
Der Tag vergeht kaum. Es klingelt an der Tür. Deine beste Freundin. Sie hat Tränen in den Augen. „Wir müssen los.“ Still fahren wir. Kaum ein Wort wird gesprochen. Nach einer Weile sind wir da. Deine und meine Eltern. Viele Freunde. Einige klopfen mir auf die Schulter andere nicken stumm. Ich setze mich in die erste Reihe. Ein großes Bild von dir ist aufgestellt. Ein Mann der dich nie gekannte hat redet über dich. Es beginnt wieder zu regnen. Der Mann spricht: „Asche zu Asche, Staub zu Staub.“ Ich stehe auf. Meine Sicht ist getrübt und Ich sage leise: „Ich liebe dich.“ 







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